Das Wandgemälde
Was es damit auf sich hat...
Im Magdeburger Stadtteil Neue Neustadt entstand ein Wandgemälde. Das Ausgangsmotiv für das Wandgemälde in Sichtweite des POLIDROMS entstammt einer Zeichnung von Damian Le Bas (1963 – 2017, UK), der als einer der führenden Künstler der zeitgenössischen Kunstszene der Travellers und Roma* gilt. Seine Kunst und die Botschaften, die sie vermittelt, waren Teil seines gesellschaftlichen Engagements, mit dem er in ganz Europa jahrzehntelang präsent und prägend war.
Wolken, in die er oft auch Gesichter einzeichnete, sind eines der häufig wiederkehrenden Symbole im Werk von Le Bas. Mit seinen Zeichnungen, in denen die dunkle Silhouette einer Figur mit Hut immer wieder wie ein Schatten erscheint, übersäte er Landkarten, Collagen, Globen und andere Objekte. Eines seiner letzten großen Werke entstand für ein Theaterstück im Gorki Theater in Berlin.
Das Wandgemälde wird am 24. August 2024 eingeweiht. Hierfür erwarten wir Damians Partnerin, die international ausgezeichnete Künstlerin Delaine Le Bas, mit der Damian eine Vielzahl gemeinsamer künstlerischer Projekte verwirklicht hat.
„Damian erschuf ein schrankenloses „Gypsyland“, das keine Grenzen oder Beschränkungen kennt, wo Gedanken fließen und sich Möglichkeiten öffnen, indem er das Negative ins Positive wandelte.“
– Delaine Le Bas
Für die Umsetzung konnte der Künstler Christoph Ackermann gewonnen werden, der bekannt für Street-Art in Magdeburg ist. Der untere Bereich der Fassade wurde am 25. Juni gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus der Nachbarschaft gestaltet.
> Über den Künstler Damian Le Bas
Die Kunst von Damian Le Bas (1961 – 2017, UK) wurde anfangs oft im Kontext von „art brut“ („Außenseiter-Kunst”) ausgestellt. Aus der Erfahrung, von der Umgebung als Außenseiter wahrgenommen zu werden, lehnte er es ab, Menschen in Kategorien zu pressen. Mit seiner Frau, der Künstlerin Delaine Le Bas, engagierte er sich in ganz Europa für die Rechte der Roma und anderer von der Mehrheitsgesellschaft ausgegrenzter Menschen.
In seiner Kunst benutzte er oft vorgefundene Landkarten, die er mit Symbolen, Gesichtern, großen Augen mit langen Wimpern, Silhouetten von Menschen und Wohnwägen der englischen Travellers übermalte. Die Karten zeigen die politischen Grenzen von Ländern, die er dadurch unkenntlich macht. Auf seinen Karten entfaltet er das für die Allgemeinheit verborgene „Land der Gypsies“, das ein Ort der Menschlichkeit, Freiheit und Vielfältigkeit ist.
Mit Delaine Le Bas entwickelte er langfristige künstlerische Projekte wie „Safe European Home?“ und „Gypsy Revolution“, die u.a. auf der documenta fifteen, der Venedig Biennale, in Wien, Kopenhagen, Dublin, Malmö, Essex, Thessaloniki, Berlin und London gezeigt wurden.
> Über den Künstler Christoph Ackermann
Die vorrangige Ausdrucksform von Christoph Ackermann (1979, Magdeburg) ist die Graffitikunst, die als Einfluss in seinem jahrzehntelangem Schaffen auch in seiner Malerei, Grafik, Kalligraphie und Fotografie sichtbar wird. Ackermann ist einer der Mitbegründer der Ateliergemeinschaft „Q“ im Q.Hof im Magdeburger Stadtteil Buckau. 2023 erhielt er den Preis der Kunststiftung Sachsen-Anhalt.
* Der Begriff „Roma und Travellers“ wird häufig verwendet, um eine große Vielfalt von Gruppen zu erfassen: Roma, Sinti/Manush, Calé, Kaale, Romanichals, Boyash/Rudari, Balkan-Ägypter (Ägypter und Ashkali), Dom, Lom und Abdal; und andererseits Gruppen wie Travellers, Jenische sowie Personen, die sich selbst als Gypsies bezeichnen.
Das Wandgemälde ist Teil des von Rena Rädle & Vladan Jeremić kuratierten Kunstorts POLIDROM im Rahmen des soziokulturellen Projekts #moritz4all.
Unser Dank gilt:
* Delaine Le Bas / Estate of Damian Le Bas
* Christoph Ackermann
* Flentje Immobilienverwaltung (Steffi Flentje-Norden)
* G&V (Sven Lehmann)
* Farben Schultze (Rico Döbler)
* Geschäftsstraßen- & Quartiersmanagement Neustadt (Mathias Kuhn & Franziska Müller)
* Festung Mark (Christian Szibor)
* Regiokraft (Romuald Frejno)
* Villa Wertvoll (Laura Lindemann)
#dasWandgemälde_Begleitheft zum Downloaden
U.Art-Galerie #Neustadt
Worum geht’s?
Die Gestaltung der Fassade in der Umfassungsstr. 29 im Rahmen des Projekts moritz4all haben wir als Ausgangspunkt genutzt, um uns im Stadtteil umzuschauen und auf die Suche zu machen. Welche Bilder gibt es? Sind sie professionell oder illegal? Welche ungenutzten Potenziale können wir erkennen und welche Ideen haben wir, diese nachhaltig für den Stadtteil zu gestalten.
Was haben wir vor?
Unsere Vision ist eine interaktive künstlerischen Galerie im öffentlichen Raum der Neuen Neustadt.
Die Galerie entsteht aus gestalteten Fassaden/ Flächen und Stromkästen. Beispiele dafür lassen sich auch in anderen Städten, wie z.B. der Freiraum-Galerie in Halle finden.
Die Motive stammen von Menschen aus der Neustadt und Künstler:innen aus Magdeburg, die ihre Motive auf eine öffentliche Ausschreibung hin einreichen. Alle Motive vereinet als Überthema die Wohnqualität unter den Hashtags:
# urbaner Dschungel
# grenzenlose Vielfalt
# visionärer Raum
# lebendige Erinnerung
Über ein „Patenschaftsprinzip“ werden mit unserer Unterstützung freie Flächen und ihre Eigentümer:innen sowie die Künstler:innen mit ihren Entwürfen und Sponsor:innen zusammen gebracht und bei der Realisierung der Fassadengestaltung begleitet.
Die gestalteten Objekte werden über Führungen, Workshops, Musikbeiträge und weitere Veranstaltungen bespielt. Flankiert werden sie über multimediales Beiträge (wie O-Töne der Künstler:innen und Eigentümer:innen, Musikbeiträge, dokumentarische und künstlerische Impulse und mehr) hinter einem QR-Code auf dem Motiv zu einer lebendigen Galerie.
Wer sind wir?
Wir sind…
… Christoph Ackermann, Bildender Künstler im Bereich der Urban Art vom Q. Hof,
… Juliane Barz, Projektleitung des soziokulturellen Projekts „moritz4all“ vom Moritzhofs
… und Mathias Kuhn, Geschäftsstraßenmanager der Neustadt
Wir haben uns über unsere Arbeit für die Neustadt kennengelernt und konnten uns gemeinsam schnell für die Idee einer U.Art-Galerie in der Neustadt begeistern.